Chronik - Schwalmtalmusikanten

Musikverein Cäcilia Overhetfeld
Musikverein Cäcilia Overhetfeld
Direkt zum Seiteninhalt
CHRONIK
______________________________
 
Grundlage des  nachstehenden Textes ist die von Michael Fell und Werner Gotzen für die  Festschrift zum 100-jährigen Vereinsbestehen im Jahr 1998 und das  Heimatbuch des Kreises Viersen 1999 erstellte Vereinsgeschichte.

Über 100 Jahre Musikverein "Cäcilia" Overhetfeld

"Wie  aus einem alten Protokollbuch hervorgeht, sind die ersten  Vereinsstatuten am 15. Juli 1898 zusammengestellt worden. Dieser Tag  muss daher auch als Gründungstag des Musikvereins "Cäcilia" festgehalten  werden. ... Die [Unterzeichner dieser Statuten, also die] ersten  Mitglieder und somit auch [die] Gründer des Vereins ... waren: Matthias  Brendges jun. (Präsident), Gerhard Gerhartz (Vizepräsident) und Martin  Beckers (Dirigent), ferner Heinrich Brendges, Adam Lenhsen, Wilhelm  Smets, Theodor Lenhsen, Peter Wilms, Rudolf Mooren und Matthias  Schreurs."

So beginnt in der Festschrift zum 75-jährigen Bestehen  des Musikvereins aus dem Jahre 1973 der kurze Abriss der  Vereinsgeschichte. Das Gründungsdatum wurde niemals in Frage gestellt,  denn das betreffende Protokollbuch ist das älteste im Besitz des Vereins  befindliche Dokument. Außerdem war auf Grundlage dieses Datums 1948  bereits das 50-jährige und 1958 das 60-jährige Vereinsbestehen gefeiert  worden.

Doch bei den Arbeiten an der vorliegenden  Vereinsgeschichte fand sich im Archiv des Kreises Viersen in Kempen das  tatsächliche Gründungsdokument des Musikvereins: Eine im Jahre 1894 am  22. November, dem Festtag der hl. Cäcilia, erstellte Satzung, die in  Paragraph 1 die Gründung des Musikvereins"Cäcilia" zu Overhetfeld  proklamiert. Nach dieser Satzung hatte sich der Verein den Zweck  gesetzt, kirchliche Feiern und weltliche Feste zu verschönern;  ausdrücklich untersagt war allerdings das Spielen von Tanzmusik. Als  Monatsbeitrag wurde für alle Mitglieder aktive wie passive der Betrag  von 25 Pfennig festgesetzt. Der von der Generalversammlung für drei  Jahre zu wählende Vorstand bestand aus dem Präsidenten, dem Kassierer  und dem Schriftführer. Dem Vorstand zur Seite gestellt war ein aus vier  aktiven Mitgliedern gebildeter Aufsichtsrat, dessen Hauptaufgabe es war,  für die Instandhaltung der Instrumente zu sorgen. Im Gegensatz zu den  Statuten von 1898 trägt die Satzung von 1894 keine Unterschriften, so  dass es nicht möglich ist, die Gründungsmitglieder des Vereins zu  benennen.

Nach den Statuten von 1898 gehörten dem Vorstand der  Präsident, der gleichzeitig Schrift- und Kassenführer war, der  Vizepräsident und der Dirigent an. Die Amtszeit des Vorstands betrug  hier fünf Jahre. Auch die Beitragsregelung sah anders aus: Die aktiven  Musiker hatten zunächst ein einmaliges "Eintrittsgeld" von fünf Mark,  dann einen Quartalsbeitrag von 30 Pfennig, die passiven Mitglieder einen  Jahresbeitrag von einer Mark zu zahlen. Dieser berechtigte sie zu  freiem Eintritt bei allen vom Verein veranstalteten Festlichkeiten.  Einen Aufsichtsrat kannten diese Statuten ebenso wenig wie das selbst  auferlegte Verbot der Mitwirkung an Tanzveranstaltungen  mehr noch: Das  Stiftungsfest sollte nicht mit einem Konzert, sondern mit Tanzmusik  gefeiert werden. Demnach handelt es sich bei der Satzung von 1898  wahrscheinlich bereits um eine erste, von den Mitgliedern durch ihre  Unterschrift gebilligte Überarbeitung oder Neufassung der ursprünglichen  Vereinsstatuten.

Nach überlieferten Aussagen älterer Mitglieder  haben die Proben in den ersten Jahren nach der Vereinsgründung  abwechselnd in den Wohnungen der einzelnen Musiker stattgefunden. Aus  dieser Zeit stammt auch der noch heute gepflegte Brauch des  Weihnachtsspielens: Schon damals wurden in der Heiligen Nacht in  Overhetfeld und Umgebung Weihnachtslieder musiziert. Dabei ging man zu  Fuß von der Kapelle bis In gen Rae und über Op dem Felde in Richtung  Pfarrkirche zur Christmette.
Musikverein "Cäcilia" und Schützengesellschaft St. Maria Overhetfeld im Jahre 1902 an der Dilborner Mühle
Mitte  der zwanziger Jahre – der Musikverein zählte inzwischen bereits 14  Mitglieder – wurden die Proben im Hause des Bassisten und späteren  Vorsitzenden Wilhelm Smets abgehalten. Die musikalische Leitung des  Vereins hatte Jakob van Buggenum, Vorsitzender war Hubert Lankes. In den  Jahren um 1930 wurde die Gaststätte Johann Lenhsen auf der Elmpter  Straße Vereinslokal. Im Jahre 1930/31 stiftete der damalige Pfarrer der  Pfarrgemeinde St. Laurentius Elmpt, Anton Czerwonka, einen Bariton und  zwei Tenorhörner. Damit waren laut Protokoll der Generalversammlung vom  6. September 1931 folgende Instrumente Eigentum des Vereins: eine große  Trommel mit Schlegel und Becken, eine B-Tuba, ein Bariton, zwei  Tenorhörner und ein Althorn, dazu ein Notenschrank mit Inhalt.
Zwischen  1926 und 1932 meldete der Musikverein bei der Polizeiverwaltung Elmpt  mehrere "öffentliche Tanzlustbarkeiten" an, u. a. Kostüm- oder  Maskenbälle am Fastnachtssonntag (häufig verbunden mit dem Stiftungsfest  des Vereins), Tanzvergnügen an den Kirmestagen und einen Freiball  (Tanzveranstaltung bei freiem Eintritt). Man sah sich zur Durchführung  dieser Veranstaltungen gezwungen wegen der – so Hubert Lankes in einem  Antrag an das Bürgermeisteramt – "hohen finanziellen Ansprüche, die  durch die Ausübung der Musikpflege gestellt werden", und "um eine der  schönsten alten Überlieferungen auch in unserem Ort zu erhalten.Meist  fanden die Veranstaltungen in dem 200 Personen fassenden Saal oder im  Hof des Vereinslokals Lenhsen statt, einige wurden im größeren Saal der  Gaststätte Bereths durchgeführt. Nach den Angaben der Gemeindeverwaltung  in den "Nachweisen über stattgefundene Lustbarkeiten", die  vierteljährlich beim Finanzamt Erkelenz einzureichen waren, lagen die  bei diesen Veranstaltungen erzielten Bruttoeinnahmen zwischen 80 und 200  Reichsmark (geschätzt).
Am 19. April 1931 veranstaltete der noch  junge Sportverein "Jugendkraft Grenzwacht" ein Sportfest. Der  Musikverein hatte sich bereit erklärt, "das Fest verschönen und stärken  zu helfen". Ein musikalisches Rahmenprogramm rundete die sportlichen  Ereignisse ab: "Um 1. Uhr Antreten der Vereine bei dem Gastwirt Herrn  Peter Cuypers, dann Zug durch den Ort nach dem neuangelegten Sportplatz.  Während der Spiele Musik-Vorträge, nach Schluß der Spiele geschlossen  nach dem Saal des Gastwirts Herrn Johann Lenhsen. Hie Conzert und zur  Abwechslung Ball. Darüber hinaus wirkte der Musikverein vor dem 2.  Weltkrieg bei den Kirmesaufzügen der St.-Maria-Schützengesellschaft bzw.  -bruderschaft Overhetfeld, den bis etwa 1930 vom Junggesellen-Verein  (dem heutigen Theaterverein) "Erholung" in Overhetfeld durchgeführten  Karnevalszügen und den Veranstaltungen anlässlich des Erntedankfestes  mit.
Musikverein "Cäcilia" 1928
Hintere Reihe  von links: Jakob Roosen, Wilhelm Smets. Mitte: Matthias Schreurs,  Heinrich Teven, Jakob van Buggenum, Karl Kurrus, Johann Lenhsen. Vorne:  Anton Stemkens, Franz Kurrus, Fritz Bremmers, Rudolf Mooren.
Während  des Krieges ruhte die Vereinstätigkeit weitestgehend, da die meisten  aktiven Mitglieder zur Wehrmacht einberufen waren. Ältere Musiker  mussten jedoch häufiger bei Veranstaltungen der NSDAP im Landkreis  Erkelenz spielen. Sogar SA-Uniformen waren angemessen worden; zu deren  Auslieferung ist es allerdings nicht mehr gekommen.
Nach dem  Krieg war es dann Dirigent Jakob van Buggenum, der den Musikverein unter  Mitwirkung der jüngeren Generation – in der Sankt-Martinszeit des  Jahres 1945 traten Jakob und Peter Bongartz, Gerhard Beckers, Johannes  Lankes sowie Josef, Theo und Willi Schreurs, 1946 Leo Lankes und  Heinrich Weertz, 1947 Peter Erdkamp und Fritz Roumen dem Verein bei –  bis auf 18 Mann anwachsen ließ. Übungsraum war zunächst die Wohnung der  Familie van Buggenum, dann probte man im Wechsel bei den einzelnen  Mitgliedern, schließlich in der Volksschule. Auch die durch  Kriegseinwirkung zerstörten Musikinstrumente wurden durch großzügige  Butterspenden des Dirigenten bei der Firma Kreyer in Krefeld instand  gesetzt. Der erste Vorsitzende des Musikvereins nach dem 2. Weltkrieg  war Fritz Bremmers, Vereinsmitglied seit 1924 und von 1960 bis zu seinem  Tod 1980 nach Johann Lenhsen zweiter Ehrenvorsitzender des Vereins.
Am  Ostermontag 1946 trat der Verein bei einer Tanzveranstaltung des  Vereins "Gemeinwohl" in der Walderhalle Elmpt wieder an die  Öffentlichkeit. Im gleichen Jahr begleitete man die Fußprozession der  Pfarre St. Bartholomäus Niederkrüchten, im September 1947 die Pilger der  Pfarre St. Martin Oberkrüchten nach Kevelaer. Da das Geld unmittelbar  nach dem Krieg nahezu wertlos war, erfolgte die Bezahlung zum Teil in  Weizen und Butter. Für die Butter wurde in Kevelaer eine Erbsensuppe  gegessen, den Weizen tauschten die Musiker gegen ein Fass Bier ein.
Mit  der Währungsreform kam nicht nur neues Geld, sie brachte auch  Konfliktstoff in den Musikverein. Da das Geld nun wieder einen Gegenwert  besaß, wollten insbesondere die älteren Musiker jede Gelegenheit  wahrnehmen, gegen Bezahlung zu spielen. Das eingespielte Geld sollte  ihrer Meinung nach jedoch nicht in die Vereinskasse fließen, sondern an  die Musiker ausgezahlt werden. Demgegenüber stellte die jüngere  Generation den Verein über den Verdienst. So kam es Anfang 1949 zur  Trennung.
Zum Vereinslokal wurde in den Nachkriegsjahren wieder  die Gaststätte Johann Lenhsen gewählt. Nach dem Tod des Vereinswirts und  Ehrenpräsidenten im Mai 1960 zogen die Musiker in die Gaststätte Thelen  auf der Dorfstraße um. Dort blieb man gut acht Jahre. Am 22. September  1968 fand dann die erste Probe im neuen Vereinslokal auf dem  Campingplatz Graskamp statt. Hier erhielt der Musikverein im Mai 1974  zwar einen separaten Proberaum, doch war aufgrund der räumlichen Enge  und des regen Publikumsverkehrs in der Gaststätte effektives Arbeiten  nur sehr eingeschränkt möglich. Nachdem sich 1986 die Pläne für einen  eigenen Saal für die Overhetfelder Vereine zerschlagen hatten, bauten  die Mitglieder ein altes Stallgebäude auf dem Gelände der Familie  Schreurs, das langfristig gepachtet wurde, zum Vereinsheim um. So konnte  man im Herbst 1986 "in den eigenen vier Wänden" mit den Proben für das  im April 1987 angesetzte Konzert beginnen. Leider war auch diese Lösung  nicht von Dauer: Im März 1995 musste der Musikverein sein Vereinsheim  räumen. Nach einer zwei Jahre dauernden Zeit ohne festen Proberaum ist  seit Juni 1997 ein vom Bassisten Bernhard Bereths zur Verfügung  gestellter, in Gemeinschaftsarbeit ausgebauter Schuppen das Zuhause des  Vereins.
Im Sommer 1948 feierte der Musikverein sein 50-jähriges  Bestehen und erhielt im darauffolgenden Jahr mit finanzieller  Unterstützung der Gemeinde Elmpt die ersten Uniformen: Feuerwehrröcke  mit Schwalbennestern, blaue Hosen und Schirmmützen. Seit dieser Zeit  tritt der Musikverein zu den verschiedensten kulturellen und  gesellschaftlichen Anlässen innerhalb und außerhalb der Gemeinde auf.  Die Palette der Darbietungen reicht von der Marschmusik bei  Kirmesumzügen über Tanz- und Unterhaltungsmusik bis hin zur Kirchenmusik  und zum Trauermarsch für die Kriegstoten am Volkstrauertag. Ganz  besonderen Zuspruch fanden die jährlichen Konzerte des Vereins, bei  denen neben volkstümlicher Musik auch anspruchsvolle Konzertstücke und  zeitgenössische Werke zur Aufführung kamen.
Musikverein "Cäcilia" 1949 bei der ersten  Kirmes in Overhetfeld nach dem 2. Weltkrieg Von links: Clemens Bollmann,  Gerhard Beckers, Josef Schreurs, Johannes Lankes, Willi Schreurs, Leo  Lankes, Fritz Bremmers, Heinrich Weertz, Peter Bongartz, Jakob van  Buggenum, Peter Gerlings.

Als der Vereinsvorsitzende Fritz  Bremmers im Jahre 1952 sein Amt aus beruflichen Gründen zur Verfügung  stellte, wurde Gerhard Beckers zu seinem Nachfolger gewählt. Abgesehen  von zwei kurzen Unterbrechungen führte Gerhard Beckers den Verein bis  1985. Aus gesundheitlichen Gründen übergab er 1969 die Vereinsführung  vorübergehend an Franz Smets, von 1978 bis 1982 war er als 2.  Vorsitzender dessen Stellvertreter. Außerdem bildete er von 1952 bis  1984 den Blechbläsernachwuchs des Vereins aus. In Anerkennung seines  beispiellosen Engagements und seiner großen Verdienste um den  Musikverein "Cäcilia" ernannten die Mitglieder Gerhard Beckers im Januar  1987 zum ihrem Ehrenvorsitzenden. 1989 zeichnete ihn Landrat Hanns  Backes mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland aus.

Ebenfalls  1952 schoss der Musikverein den Vogel in Overhetfeld ab. Dies geschah  allerdings unter der Bedingung, dass die Kirmesveranstaltungen nicht wie  seinerzeit üblich im Saal Bereths, sondern in einem Festzelt  durchgeführt wurden. Schützenkönig wurde Jakob van Buggenum, zu seinen  Ministern ernannte er Fritz Bremmers und Leo Lankes. Bis erneut ein  Vereinsmitglied das Königssilber trug, vergingen dann fast 30 Jahre. An  Pfingsten 1981 zog Franz Smets, begleitet von seinen Ministern Horst  Schmidt und Erich Görtz,als Schützenkönig auf. Der Musikverein nahm  unter Führung von Heinrich Weertz als Extrazug in Marineuniformen an den  Aufzügen teil. Danach stellte der Verein in den Jahren 1989 mit Stefan  Smets und 1993 mit Walter Vogl noch zwei weitere Male den Schützenkönig  in Overhetfeld. Der erste Schützenkönig aus den Reihen des Musikvereins  war Wilhelm Smets im Jahre 1905.
Musikverein "Cäcilia" an Fronleichnam 1952
Hintere  Reihe von links: Jakob Bongartz, Peter Erdkamp. Mitte: Gerhard Beckers,  Josef Schreurs, Johannes Beckers, Heinrich Weertz, Willi Schreurs,  Peter Bongartz. Vorne: Fritz Bremmers, Jakob van Buggenum, Leo Lankes.
Als  der langjährige Dirigent Jakob van Buggenum 1954 seinen Wohnsitz nach  Slek in der holländischen Gemeinde Echt verlegte, waren die  Vereinsproben zunächst in Frage gestellt. Doch der begeisterte  Musikliebhaber brachte es nicht fertig, den Verein so schnell alleine zu  lassen. Lange Zeit kam er mit dem Fahrrad die gut 30 Kilometer von Slek  zu den sonntäglichen Proben nach Overhetfeld. Während dieser Zeit hat  er den Klarinettisten Leo Lankes zu seinem Nachfolger herangebildet.  Dies hat sich als eine sehr glückliche Lösung erwiesen, denn Leo Lankes  war fast 30 Jahre lang Dirigent und Ausbilder der Klarinettisten und  Schlagzeuger des Musikvereins "Cäcilia".
Musikverein "Cäcilia" 1955
Hintere Reihe  von links: Heinz Jansen, Fritz Roumen, Willi Schreurs, Josef Schreurs.  Mitte: Peter Erdkamp, Gerhard Beckers, Johannes Beckers, Leo Lankes,  Josef Wasels, Heinrich Weertz, Theo Smets. Vorne sitzend: Johann  Lenhsen, Jakob van Buggenum.

In aller Stille feierte der  Musikverein am 19. Oktober 1958 sein 60-jähriges Bestehen. Am  Sonntagmorgen gedachten die Mitglieder in einem Festhochamt in der  Pfarrkirche der Gefallenen und Verstorbenen des Vereins. Nachmittags gab  der Verein dann ein zweistündiges Jubiläumskonzert.
Musikverein "Cäcilia" 1961 bei der Overhetfelder Kirmes
1.  Reihe von links: Johannes Lankes, Peter Erdkamp, Heinrich Weertz, Leo  Lankes. 2. Reihe: Johannes Beckers, Peter Bongartz, Josef Wasels. 3.  Reihe: Gerhard Beckers, Gottfried Roumen, Willi Schreurs. 4. Reihe:  Josef Schreurs, Theo Smets.
Anfang 1969 beschloss man, neue  Uniformen anzuschaffen, da die alten, seit 1950 getragenen (Cut und  Zylinder) nicht mehr der Zeit entsprechend waren. Durch Eigenleistung  der aktiven Mitglieder und finanzielle Mithilfe der Gemeinde Elmpt war  es möglich, die Uniformen zu beschaffen und auch nach und nach alte  Musikinstrumente durch neue zu ersetzen. Am 20. April 1969 trat der  Musikverein anlässlich eines gemeinsamen Konzerts mit dem  Männergesangverein "Blütenkranz" Overhetfeld erstmals in der neuen  Trachtenuniform auf.
Mit einem großen, internationalen Musikfest  feierte der Musikverein am 27., 28. und 29. Juli 1973 sein 75-jähriges  Bestehen. Im Rahmen eines Festbanketts im Saal Bereths, an dessen  musikalischer Gestaltung neben dem festgebenden Verein der Kirchenchor  "Cäcilia" Elmpt, der Männergesangverein "Blütenkranz" und das  Trommlerkorps "Gut Freund" Overhetfeld sowie das von Jakob van Buggenum  gegründete Trommlerkorps "St. Antonius" Slek/NL mitwirkten, ehrte der  damalige Bürgermeister und Schirmherr des Festes, Gerd Wallrafen, die  Gold- und Silberjubilare des Vereins. Nicht ohne Stolz verwies der  Vorsitzende Gerhard Beckers in seiner Festansprache darauf, dass sich in  den 75 Jahren seit der Vereinsgründung in Overhetfeld und Umgebung  immer wieder musikbegeisterte Männer fanden, die dem Musikverein mit  viel Idealismus unzählige Stunden ihrer Freizeit widmeten. Bürgermeister  Wallrafen sah im Musikverein ein besonderes Beispiel für  Gemeinschaftsgeist und gute Vereinsarbeit. Dechant König bedankte sich  vor allem für die Verschönerung der kirchlichen Feste wie der  Prozessionen am Weißen Sonntag und an Fronleichnam sowie der  Fußprozession zur Gnadenkapelle Maria in't Zand in Roermond, die der  Musikverein schon vor dem Krieg (bis 1936) und danach wieder seit 1952  begleitete. Außerdem dankte er den Familien der Mitglieder für das große  Verständnis, wenn "Vater spielen geht". Höhepunkt des Festwochenendes  war der Sonntag. Nach dem vom Musikverein gestalteten Festhochamt für  die lebenden und verstorbenen Vereinsmitglieder spielte auf dem Schulhof  der Grundschule die Musikband der Royal Air Force Germany unter der  Leitung von Squadron Leader John Martindale zu einem musikalischen  Frühschoppen auf. Am Nachmittag zogen 18 befreundete Vereine mit dem  Musikverein in einem großen Festzug durch die Straßen von Overhetfeld.
Musikverein "Cäcilia" im Jubiläumsjahr 1973
Hintere  Reihe von links: Josef Schreurs, Fritz Roumen, Gerhard Beckers,  LeoLankes. Mitte: Eberhard Potreck, Rudi Mooren, Willi Bonus, Heinrich  Weertz, Matthias Vogels, Willi Schreurs. Vorne: Franz Smets, Bernhard  Bereths, Willi Schnell, Peter Erdkamp, Josef Wasels, Theo Smets.

Seit  1975 pflegt der Musikverein als "Die Schwalmtalmusikanten" einen ganz  besonderen Stil, der sich an den Klängen der Original Egerländer  Musikanten von Ernst Mosch orientiert. Dafür wurde im Januar 1975 eigens  eine Gesangs- und Verstärkeranlage angeschafft. Am 19. April gab der  Musikverein unter der Leitung des damaligen Dirigenten Leo Lankes bei  Bereths sein erstes volkstümliches Konzert. Aufgrund der unerwartet  großen Nachfrage – der Saal war bereits im Vorverkauf restlos  ausverkauft – entschlossen sich die Musiker kurzfristig, das Konzert  eine Woche später zu wiederholen.
Die Schwalmtalmusikanten 1975
Hintere  Reihe von links: Fritz Roumen, Eberhard Potreck, Matthias Vogels,  Gerhard Beckers, Josef Schreurs, Willi Bonus, Rudi Mooren, Josef Wasels.  Vorne: Bernhard Bereths, Leo Lankes, Franz Smets, Theo Smets, Willi  Schnell, Heinrich Weertz, Rudi Mattner.

Ebenfalls 1975, am 18.  und 19. September, veranstaltete der Musikverein sein erstes  Oktoberfest. Bei dieser ersten Veranstaltung bestritt der Verein wie  auch im darauf folgenden Jahr die musikalischen Teile des Programms  weitestgehend alleine. Ab 1977 verpflichteten die Verantwortlichen dann  immer wieder namhafte Interpreten der Volksmusik wie den Meisterjodler  Thomas Scholl (1977 und 1979), Jodlerkönig Hansl Krönauer (1978 beim  Bunten Abend im Rahmen der vom Musikverein "Cäcilia" und der Familie  Schreurs gemeinsam durchgeführten Festveranstaltung zum 10-jährigen  Bestehen des Campingplatzes am Graskamp), Uschi Bauer (ebenfalls 1978),  das Hellberg-Duo (1980) und die Geschwister Leismann (sie kamen im März  1983 zum Frühlingsfest ins neue Elmpter Bürgerhaus). Nach der Schließung  des Saales Bereths fanden die Oktoberfeste im Bürgerhaus statt. 1988,  1990 und 1992 spielten unsere Freunde aus Weibersbrunn, die  Spessart-Musikanten,1994 Günther Hochreiner und seine  Petersberg-Musikanten.
Die Schwalmtalmusikanten 1975
Hintere  Reihe von links: Fritz Roumen, Eberhard Potreck, Matthias Vogels,  Gerhard Beckers, Josef Schreurs, Willi Bonus, Rudi Mooren, Josef Wasels.  Vorne: Bernhard Bereths, Leo Lankes, Franz Smets, Theo Smets, Willi  Schnell, Heinrich Weertz, Rudi Mattner.
Pfingstkirmes 1981  Der Musikverein als Extrazug in Marineuniformen

Nachdem  Leo Lankes den Verein im Juni 1982 nach über 35-jähriger Zugehörigkeit  verlassen hatte, übernahm mit Herbert Gehlen zum ersten und bisher  einzigen Mal ein Nicht-Vereinsmitglied das Dirigat. Unter seiner Leitung  präsentierten sich die Schwalmtalmusikanten erstmals am 17. September  1982 in der Offiziersmesse der RAF Brüggen. 1989 übergab Herbert Gehlen  den Taktstock an Willi Schnell, der als Nachfolger von Gerhard Beckers  bereits seit 1984 den Blechbläsernachwuchs heranbildete und im November  1986 an der Internationalen Bildungsstätte in Willebadessen den Lehrgang  "Dirigieren von Blasorchestern" (Qualifikationsstufe C3) erfolgreich  abgeschlossen hatte. Außerdem absolvierte er von 1989 bis 1991 an der  Bundesakademie für musikalische Jugendbildung in Trossingen den  berufsbegleitenden Lehrgang "Leitung von Blasorchestern und Ausbildung  von Jungbläsern" (B-Qualifikation). Zusammen mit Walter Vogl und Werner  Gotzen, die die Holzbläser (Klarinette und Saxophon) unterrichten,  Matthias Fell, der den Schlagzeugernachwuchs betreut, sowie Mario  Bereths und André Schmidt, die inzwischen ebenfalls junge Blechbläser  ausbilden, ist Willi Schnell seither für die stetige musikalische  Weiterentwicklung des Musikvereins verantwortlich.

Das Jahr 1982  brachte dem Musikverein "Cäcilia" jedoch nicht nur einen neuen  Dirigenten. In diesem Jahr begann auch eine noch heute sehr enge  musikalische Freundschaft. Wie es dazu kam, beschreibt die Festschrift  des Musikvereins "Spessartklänge" Weibersbrunn zu dessen 20-jährigem  Bestehen (1989): "Als unsere Kapelle das Brunnenfest am 25.7.1982  musikalisch umrahmte, gesellten sich zwei Urlaubsgäste [Bernhard Bereths  und Willi Bonus] hinzu und baten, doch ein paar Stücke mitspielen zu  dürfen. Nach einigen Bierchen lud man sich gegenseitig zu Besuchen ein.  Doch am nächsten Tag wusste niemand, ob die Einladungen, die in  fröhlicher Bierlaune ausgesprochen wurden, auch ernst gemeint waren. Als  unser 1. Vorsitzender Werner Benz die Initiative ergriff und während  eines Urlaubs kurzfristig einen Abstecher nach Overhetfeld ... machte,  wurde der erste Besuch geplant. Vom 21. bis 23.5.1983 besuchte unsere  Musikkapelle das Schützenfest in Overhetfeld und trat dort das erste Mal  auf. Während dieses Besuches wurden Freundschaften geschlossen, die bis  auf den heutigen Tag Bestand haben und durch gegenseitige Besuche immer  wieder aufs neue gepflegt werden."
Pfingstkirmes 1993  Der Musikverein mit Freunden aus Weibersbrunn als Extrazug bei der Königsparade (RP-Foto)
Auf  der Generalversammlung im Januar 1987 billigten die Vereinsmitglieder  eine neue Satzung für den Musikverein und beauftragten den Vorstand, die  Eintragung des Vereins in das Vereinsregister zu veranlassen. Damit  hatte der Musikverein fast 100 Jahre nach seiner Gründung den ersten  Schritt zur Rechtsfähigkeit getan. Die Eintragung in das Vereinsregister  beim Amtsgericht Viersen erfolgte dann am 26. Mai 1987. Seit 1988 ist  der Musikverein außerdem als gemeinnützig anerkannt.
Zum  90-jährigen Vereinsbestehen präsentierten sich die Schwalmtalmusikanten  im Frühjahr 1988 in neuer Uniform. Dieses Jubiläum wurde vom 29. April  bis zum 1. Mai zusammen mit dem 20-jährigen Bestehen des Campingplatzes  am Graskamp gefeiert, der – angelegt in einer alten Overhetfelder  Tongrube – am 1. Mai 1968 vom damaligen Vereinsmitglied Willi Schreurs  eröffnet worden war. Diese gemeinsame Feier dokumentierte die  Verbundenheit von Musikverein und Campingplatz, wo der Verein ja lange  Jahre sein Vereins- und Probelokal hatte. Höhepunkt der Feierlichkeiten  war zweifellos der Heimatabend mit den Kirmesmusikanten, zu dem über  1100 Besucher in das große Festzelt am Graskamp kamen.
Am 1.  Dezember 1990 besuchten die Schwalmtalmusikanten mit einerDelegation der  Stadt Viersen deren nordfranzösische Partnerstadt Lambersart. Nach  Absolvierung eines interessanten kulturellen Programms in Lille und  Lambersart gestaltete die Kapelle dort in der Salle André Malraux eine  "Soirée de Musique Allemande", zu der der Syndicat d'initiative "Les  Amis de Lambersart" und "Les Amis de Viersen" geladen hatten.
Die Schwalmtalmusikanten 1994
Hinten von  links: Mario Bereths, Mark Bonus, Guido Schmidt, Herbert Wolters,Frank  Beckers, Michael Fell, Horst Schmidt, Bernhard Bereths, Werner Gotzen,  Petra Hansen, Rudi Mooren, Wencke Bereths, Willi Bonus, Horst Neunerdt.  Vorne (sitzend): Walter Vogl, Willi Schnell, André Schmidt, Stefan  Smets, Matthias Fell, Silke Smets.

Heute zählt der Musikverein  "Cäcilia", dem seit 1989 auch Frauen und Mädchen angehören, 24 aktive  Mitglieder. Sechs Jugendliche sind zur Zeit noch in Ausbildung. Der  Instrumentalunterricht erfolgt durch die bereits genannten  qualifizierten Musiker des Vereins. Mit Begeisterung und Engagement  geben die Ausbilder dem Nachwuchs eine solide musikalische  Grundausbildung (theoretisch und praktisch) und schaffen damit das  Fundament für die verbandliche Weiterbildung in den Lehrgängen der  Jungbläserschule. Ziel und Zweck dieser musikalischen Jugendarbeit kann  jedoch keineswegs nur die "Existenzsicherung" des Vereins sein. Vielmehr  wollen wir unseren Jugendlichen die Freude an der Musik und am  Musizieren vermitteln und sie begeistern für ein vielseitiges und  interessantes, dann und wann gewiss auch anstrengendes Hobby.

Musik-  und Instrumentalvereine stehen traditionell für ein bestimmtes  Repertoire: Märsche, Choräle und klassische Musikstücke. Doch schon  Mitte der 70er Jahre vergrößerten die Schwalmtalmusikanten die  Bandbreite ihres Repertoires durch die verstärkte Konzentration auf die  Egerländer und die volkstümliche Blasmusik. Ab etwa 1989 hat sich der  Musikverein dann mehr und mehr auf das Spielen von Tanzmusik verlegt.  Aufgrund der technischen Anforderungen der modernen Tanzmusik wurde  daher 1990 eine neue Verstärkeranlage angeschafft und in den nächsten  zehn Jahren kontinuierlich ausgebaut. Geplant ist die Anschaffung einer  Beleuchtungsanlage. Trotz dieser musikalischen Neuorientierung fühlt  sich der Musikverein jedoch auch weiterhin seiner Herkunft und seinen  Traditionen verpflichtet.

Im Jubiläumsjahr wurde die über  100-jährige Vereins- und Musiziertradition auch von staatlicher Seite  anerkannt und gewürdigt. Auf Empfehlung der Arbeitsgemeinschaft der  Volksmusikverbände (AVV) e.V. in Trossingen erhielten die  Schwalmtalmusikanten die PRO MUSICA-Plakette 1998. Die 1968 von  Bundespräsident Heinrich Lübke gestiftete PRO MUSICA-Plakette ist als  Auszeichnung für Vereinigungen von Musikliebhabern bestimmt, die sich in  langjährigem Wirken besondere Verdienste um die Pflege des  Laienmusizierens und damit um die Förderung des kulturellen Lebens  erworben haben. Die Plakette – die Vorderseite zeigt eine Musizierende  mit Lyra und die Inschrift "Für Verdienste um instrumentales Musizieren –  PRO MUSICA", die Rückseite den Bundesadler – wird durch den  Bundespräsidenten aus Anlass des 100-jährigen Bestehens eines Musik-  oder Instrumentalvereins auf dessen Antrag verliehen. Voraussetzung für  die Auszeichnung ist laut Verleihungsrichtlinien der Nachweis, "daß sich  die Musikvereinigung in ernster und erfolgreicher Arbeit der  instrumentalen Musik gewidmet und im Rahmen der örtlich gegebenen  Verhältnisse künstlerische oder volksbildende Verdienste erworben hat."
PRO MUSICA-Plakette

Seit 1977 wird  die offizielle Verleihungsfeier am Sonntag Lätare (drei Wochen vor  Ostern) von den Dachverbänden des Laienmusizierens ausgerichtet. 1998  fand die gemeinsame Verleihung von PRO MUSICA- und Zelter-Plakette am  22. März in Gera/Thüringen statt. Stellvertretend für alle  ausgezeichneten Orchestervereinigungen überreichte Bundespräsident Roman  Herzog den Musikfreunden Föhr-West/Schleswig-Holstein persönlich die  PRO MUSICA-Plakette und die Ehrenurkunde. Die Vereine aus  Nordrhein-Westfalen erhielten Plakette und Urkunde in einer Feierstunde  am 17. Mai in Aachen aus der Hand von Staatssekretär Dr. Hans-Jürgen  Baedeker, der Kultusministerin Ilse Brusis vertrat.
Staatssekretär Dr. Baedecker überreicht die PRO MUSICA-Plakette an Walter Vogl und Willi Schnell
Auf  der Generalversammlung im Januar 1999 wurde Walter Vogl zum  1.Vorsitzenden des Musikvereins "Cäcilia" gewählt. Seither führt er die  Schwalmtalmusikanten mit viel Engagement und sorgt zusammen mit unserem  Dirigenten Willi Schnell dafür, dass der Musikverein seine  selbstgestellte Aufgabe, das kulturelle Leben in der Gemeinde zu fördern  und mitzugestalten,auch in Zukunft erfüllen wird. Denn vielen Menschen  hat der Verein in den über 100 Jahren seines Bestehens Freude bereitet,  vielen vielleicht sogar ein Stück Heimat gegeben.
Created by ReMa
ADRESSE:
Martin Fackler
Dorfstraße 41
41372 Niederkrüchten


Telefon:
+49 151 4074 7974

Email:
info@schwalmtalmusikanten.com
Zurück zum Seiteninhalt